"Schach ist wie die Liebe - allein macht es weniger Spaß.", ist einer der bekanntesten Aphorismen Stefan Zweigs (1881 - 1942). Seine bekannte Novelle "Schachnovelle" (hier zum online lesen auf TechnoSoph) enstand 1941 im brasilianischen Exil, wohin sich der gebürtige Österreicher vor den Nationalsozialisten rettete und thematisiert die rettende Kraft des Schachspiels während der Isolationshaft. Kein anderes Spiel wurde so oft in Bild, Ton oder Literatur aufgegriffen wie Schach. Vom Musical über Krimis bis zu Rechenaufgaben in der Mathematik: Schach und Schachbrettmuster tauchen überall auf - rund um den Globus. Entstanden ist Schach vermutlich im 6. Jahrhundert in Indien (als Chaturanga), gelangte von dort nach Persien (Shatranj) und im Mittelalter nach Europa, wo es sich wieder weiter veränderte und im 15. Jahrhundert grob zu den heute gebräuchlichen Regeln fand, mit der Dame als stärkste Spielfigur. Es gibt aber unzählige davon abweichende Varianten wie Fressschach, Blitzschach, Schach960, Atomschach etc. Klären wir also zuerst die Regeln.
Spielregeln (regulär)
Auf zwei gegenüberliegenden Seiten des Schachbretts stellen zwei Spieler ihre Figuren in zwei Reihen auf. Auf der vom Spieler aus gesehenen ersten Reihe (bei Weiß a1 - a8) steht jeweils rechts und links außen ein Turm, im Nebenfeld jeweils einer der beiden Springer, dann jeweils ein Läufer und ganz innen steht bei Weiß der König links von der Königin, bei Schwarz steht er rechts von der Königin. In der Reihe davor (bei Weiß b1 - b8) stehen die acht Bauern. Jeder Spieler hat einen Zug, Weiß beginnt. Der König wird als einzige Figur nicht geschlagen. Wird er bedroht, heißt es "Schach". Ziel ist es den König matt zu setzen, so dass er keinen Zug mehr hat um einer Bedrohung zu entkommen. Die Figuren haben unterschiedliche Fähigkeiten und Eigenschaften:
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- Bauer bewegt sich um ein Feld vorwärts (bei seinem ersten Zug optional auch zwei Felder) und schlägt immer nur diagonal
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- Springer bewegt sich L-Förmig (3 Felder) und kann als einziger über andere Figuren springen
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- Läufer bewegt sich diagonal beliebig weit
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- Turm zieht horizontal oder vertikal beliebig weit
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- Dame kann sich beliebig weit diagonal oder gerade (horizontal oder vertikal) bewegen
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- König bewegt sich um ein Feld in jede Richtung
Besonderheiten:
Bei der Rochade ziehen Turm und König gleichzeitig und tauschen die Position. Vorausgesetzt, es stehen keine Figuren zwischen ihnen und sie wurden im Spiel noch nicht bewegt.
Ein Bauer kann einen anderen Bauern auch "en passant" schlagen: er zieht dann an ihm vorbei, statt wie sonst üblich den Platz des geschlagenen Bauern einzunehmen.
Bauern, die die letzte Reihe des Gegners erreichen, können in eine beliebige Figur (außer König) umgetauscht werden, auch in eine zweite Dame.
Fressschach
Figuren schlagen ist Pflicht. Kann eine Figur geschlagen werden, muss man sie schlagen. Auch der König kann geschlagen werden. Es gilt, so viele Figuren wie möglich zu schlagen. Wer am Ende keine mehr hat oder nicht mehr ziehen kann, verliert.
Blitzschach
Es gelten die selben Regeln wie beim regulären Spiel, mit der Ausnahme, dass eine begrenzte Bedenkzeit für die gesamte Partie und die einzelnen Züge selbst besteht. Bei Zeitüberschreitung verliert der trödelnde Spieler, es sei denn der Gegner hat keine Möglichkeit mehr ein Matt zu erreichen. In diesem Fall endet die Partie remis.
Schach960
Aus 960 möglichen Startpositionen wird per Zufall eine ermittelt. Das soll Schwung in die ansonsten immer gleichen Eröffnungstaktiken bringen.
Atomschach
Jede geschlagene Figur 'explodiert' beim Schlagen und zerstört alle angrenzenden Figuren.
Horde-Schach
Während Weiß nur mit Bauern spielt (36 Bauern), hat Schwarz die normalen 16 Figuren. Weiß gewinnt, wenn Schwarz Schachmatt gesetzt ist und Schwarz gewinnt, wenn alle weißen Bauern geschlagen sind oder Weiß patt gesetzt ist.
Tandemschach
Zwei Teams zu je zwei Spielern spielen auf zwei Brettern. Wird auf einem Brett eine Figur geschlagen, kann sie vom Teamkollegen am anderen Brett wieder eingesetzt werden.
Räuberschach
Ziel ist es, alle Figuren zu verlieren, schlagen ist Pflicht.
Diese Liste ist bei Weitem nicht vollständig, es gibt sicher mehr Varianten als ein Schachbrett Felder hat...
Richtige Strategie
Strategie ist ein zentrales Element im Schach. Das beginnt bereits mit den ersten Zügen, der Eröffnung: gleich die Springer in Positon bringen oder konservativ mit den Bauern in der Mitte vorrücken? Aktiv den Gegner bedrängen oder passiv eine solide Verteidigung aufbauen? Das Mittelspiel wird oft von taktischen Manövern wie Doppelangriffen, Fesselungen oder Springergabeln bestimmt. Wichtig ist die Kontrolle über offene Linien, aber auch die Struktur der Stellung der Bauern. Im Endspiel sind nur mehr wenige Figuren am Brett, eine Mehrheit an Bauern (der stärkeren Figuren sowieso) kann das Spiel endgültig entscheiden.
"Alles was auf dem Schachbrett zählt sind gute Züge.", meinte Bobby Fischer, Weltmeister von 1972 - 1975.
Aber welche sind die besten Züge? Um das herauszufinden gab es früher nur eine Möglichkeit: den direkten Wettkampf zweier menschlicher Schachspieler. Das erste internationale Schachturnier fand 1851 in London statt, das Adolf Anderssen gewann. Im Finale der ersten offiziellen Schachweltmeisterschaft (1886, New York City, St. Louis und New Orleans, USA) konnte sich Wilhelm Steinitz gegen Johannes Hermann Zuckertort durchsetzen. Der amtierende Weltmeister ist Dommaraju Gukesh, stammt aus Indien und wurde mit 18 Jahren der jüngste Weltmeister aller Zeiten (2024). Seine Eltern bemerkten schon früh sein Talent und nahmen ihn im Alter von 11 Jahren aus der Schule, damit er sich auf seine Leidenschaft konzentrieren konnte. Sein Vater kündigte seine Arbeit um seinen Sohn zu den Turnieren begleiten zu können. Eine ungewöhnliche, aber anscheinend zielführende Methode der Nachwuchsförderung.
Heute gibt es Schachcomputer und Schachprogramme, die Millionen Züge in Sekunden durchrechnen und menschlichen Spielern überlegen sind. Mit dem Aufkommen Künstlicher Intelligenz dürfte sich dieser Umstand wohl auch nicht mehr ändern. Aber das war nicht immer so: der erste bekannte Schachautomat (bekannt als der "Schachtürke") wurde 1770 entwickelt. Sein Geheimnis: er war "getürkt", im Inneren saß ein Mensch, der die Züge ausführte. Der erste echte Schachautomat ("El Ajedrecista") wurde von Leonardo Torres Quevedo Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und konnte immerhin schon das Endspiel "König und Turm gegen König" selbstständig ausführen. Der erste kommerzielle Schachcomputer war Fidelity Chess Challenger 1 (1977) und war Meisterspielern noch unterlegen. Sein Rechnerherz bildete eine 8080er CPU (8 Bit) mit 2 MHz Takt und satten 512 Byte RAM. Die Zugeingabe erfolgte per Tastatur und die Ausgabe erschien auf einer 4-stelligen 7-Segment LED Anzeige. Programmiert wurde er von Ron Nelson (USA), der bereits 1976 ein Schachprogramm für den Altair 8800 entwickelte. Das erste Schachprogramm, das einen amtierenden Weltmeister besiegte (1994) hieß "ChessGenius", entwickelt von Richard Lang und lief auf einer Mephisto Wundermaschine, basierend auf einem Intel 80486 DX2 und lief unter MS-DOS. Die 32-bittige CPU war mit 66 MHz getaktet und sprach 8 MB RAM an. Die Maschine gewann gegen Garry Kasparow, Weltmeister von 1985 - 2000. Die Elo-Bewertung der Maschine: 2795. Der heute beliebteste und zugleich einer der leistungsstärksten Schachcomputer ist der Millenium The King Performance, ausgestattet mit einer ARM Cortex M7 CPU (32 Bit, bis 300 MHz), 384 KB RAM. Die Zugeingabe erfolgt über Drucksensoren mit 81 Feld-LEDs, die Ausgabe auf einem 5,4 x 2,7 cm großen LCD-Display, seine Spielstärke: 2400 Elo. Das Elo-System ist eine mathematische Methode zur Bewertung der Spielstärke von Schachspielern. Es basiert auf der Differenz der Elo-Zahlen zweier Spieler und berechnet die Erwartungswerte für das Spielergebnis. Über Strategie, Kreativität oder Taktik sagt sie nichts.
Einige philosophisch anmutende Zitate zur richtigen Strategie von Langzeitweltmeister Garry Kasparow:
„Die schlimmsten Feinde eines Strategen sind die Zeit und Emotionen.“
„Ohne ein Ziel ist jede Bewegung ziellos. Man kann ein Meister der Taktik sein, aber ohne Strategie wird man nicht erfolgreich sein.“
„Ein brillanter Plan ist eine Frage der Intelligenz, aber Intelligenz ohne Kühnheit reicht nicht aus.“
„Klassische Ratschläge taugen nichts. Weder im Schach noch im Leben. Eine Strategie, die für mich funktioniert, könnte andere in die Katastrophe führen.“
Kluge Worte eines genialen Schachspielers. Ob Sie auch tatsächlich auf das Leben im Allgemeinen angewandt werden können, darf jeder für sich selbst entscheiden. Bobby Fischer dazu:
"Schach ist Leben."