Das Leben von Hedy Lamarr bietet an sich bereits eine gute Vorlage zu einem spannenden Film. Vielleicht gibt es ja bereits ein Drehbuch dazu, verfilmt wurde es aber leider noch nicht. Hedy Lamarr wurde am 9. November 1914 in Wien als Hedwig Eva Maria Kiesler geboren. Ihre Mutter war Konzertpianistin und ihr Vater Bankdirektor. Bereits als Kind interessierte sie sich für Technik und Kunst. Besonders die Schauspielerei hatte es ihr angetan und so brach sie mit 16 Jahren die Schule ab um bei der Sascha Filmindustrie AG als Scriptgirl zu arbeiten. Die Sascha war die größte österreichische Filmproduktionsgesellschaft der Stummfilm - und frühen Tonfilmzeit.
Bei Proben am Theater in der Josefstadt wurde sie als Zuseherin angeblich von Max Reinhardt entdeckt. In ihrem vierten Film ("Man braucht kein Geld", 1931) spielte sie bereits eine Hauptrolle: Käthe Brandt, Tochter eines Unternehmers, der durch Spekulation in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, verliebt sich in den Bankangestellten Heinz Schmidt, gespielt von Heinz Rühmann. Hans Moser spielte den - angeblich - reichen Onkel aus Amerika. Der österreichischen Presse fielen daraufhin ihr Aussehen und ihr Talent ins Auge und die Tageszeitung "Der Abend" prophezeite ihr bereits im August 1931 den baldigen Wechsel nach Hollywood, was allerdings erst über Umwege einige Jahre später tatsächlich geschah. Der Film "Extase" (ursprünglicher Titel "Symphonie der Liebe") aus dem Jahr 1933 sorgte für einen gehörigen Skandal: die (noch minderjährige) Hedy Kiesler badete darin nackt in einem See und lief anschließend unbekleidet durch den Wald. Noch schlimmer: in einer Liebeszene spielte sie einen Orgasmus, auch wenn dabei nur ihr Gesicht zu sehen war. Im nationalsozialistischen Deutschland wurde der Film daraufhin verboten und kam in Österreich erst 1935 (nach ausgiebigen Kürzungen) ins Kino.
1933 heiratete sie den Wiener Waffenfabrikanten Fritz Mandl, der damals als reichster Mann Österreichs galt. Als Trauzeuge fungierte u.a. Ernst Rüdiger Starhemberg, Minister und Heimwehrführer im austrofaschistischen Ständestaat. So stieg sie in die Wiener High Society auf, hatte Kontakt zu Ödön von Horvath und dem Ehepaar Franz und Alma Werfel, aber auch zu Erfindern und Entwicklern von Waffensystemen. Darunter auch ein Produzent von Waffen für U-Boote. Ihre Ehe verlief allerdings desaströs. Der als konservativ einzuschätzende Fritz Mandl war eifersüchtig, kontrollsüchtig und nicht wirklich einverstanden mit dem Erfolg seiner - für die damalige Zeit - recht freizügigen Ehefrau. Sie verließ ihn 1937 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, in der sie angeblich das Hauspersonal mit Schlafmitteln betäubte, und flüchtete nach Paris. Von dort zog sie bald nach London, wo sie den amerikanischen Filmproduzenten Louis B. Mayer kennenlernte. Der Mitbegründer von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) bot ihr einen Vertrag an und gab ihr den Künstlernamen "Hedy Lamarr", in direktem Bezug zum berühmten Stummfilmstar Barbara La Marr.
Unter Vertrag bei MGM wurde sie als "schönste Frau der Welt" vermarktet und bereits ihr erster Film "Algiers" (an der Seite von Charles Boyer, 1938) war ein durchschlagender Erfolg: ihre Mittelscheitel-Frisur und ihre brünette Haarfarbe machten sie - zusammen mit der Renaissance des Damenhutes - zur Stilikone der 30er Jahre. Ihr Stil wurde oft kopiert und MGM versuchte sie zu ihrem größten Star aufzubauen. Ihren größten kommerziellen Erfolg erzielte sie mit dem Monumentalschinken "Samson und Delilah" (Regie: Cecil B. DeMille, 1949). Dazwischen drehte sie u.a. "Lady of the Tropics", "I Take This Woman", "H.M. Pulham, Esq.", eine Rolle in "Casablanca" lehnte sie nach eigenen Angaben aus Faulheit ab. In ihrer letzten Rolle in "The Story of Mankind" (1958) spielte sie Johanna von Orleans. Ihr Privatleben verlief auch weiterhin turbulent: insgesamt heiratete sie sechs mal und hatte zahlreiche Affären mit verschiedenen Männern und Frauen.
Als überzeugte Gegnerin des Nationalsozialismus und über die ständige Bedrohung von Schiffen der Alliierten durch deutsche Torpedos informiert, begann sie um 1940 an Konzepten zur störungssicheren Funksteuerung von Torpedos zu arbeiten. 1941 meldete sie dafür ein Patent an. Die Idee zum heute überall verwendeten Frequenzsprungverfahren hatte sie, als sie mit dem Komponisten George Antheil 16 Pianolas (automatisierte Pianos) für sein "Ballet Mécanique" synchronisieren sollten. Diese wurden mit identischen Lochstreifen in Sender und Empfänger gesteuert. Die ständig wechselnden Frequenzen machten die Signale störungssicher. Lochstreifen waren in einfachen Automaten damals nicht unüblich. Torpedos lassen sich aber aufgrund der physikalischen Eigenschaften von Meerwasser nicht wirklich mit Funkwellen steuern und die Lochstreifentechnik galt bereits als veraltet und nicht mit moderner geheimer Kommunikation kompatibel. So blieb das Lamarr-Antheil-Patent vorerst in der Schublade der Militärs und wurde erst später, ab Mitte der 50er für Bojen, und ab den frühen 60ern für Flugdrohnen wieder ausgegraben. Ab 1962 verwendeten einigen Schiffe der US Navy das Frequenzsprungverfahren
Dieses Frequency Hopping Spread Spectrum (FHSS) hilft Störungen zu reduzieren und gewährleistet Abhörsicherheit. Es bildet mittlerweile die Grundlage für eine Reihe von Anwendungen und Standards in
- Mobilfunk
- WLAN (802.11 FHSS)
- Satellitenkommunikation
- Industrieautomation
- militärischer Kommunikation
Hedy Lamarr erhielt 1960 ihren Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, 1997 den "Electronic Frontier Foundation Pioneer Award" und wurde 2014 posthum in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen. 2006 wurde in Wien der Hedy-Lamarr-Weg (im 12.Bezirk, Meidling) nach ihr benannt und in Österreich, Deutschland und der Schweiz wird an ihrem Geburtstag, dem 9. November, der "Tag der Erfinder" gefeiert. Google ehrte sie mit einem Doodle an ihrem 101. Geburtstag, dem 9. November 2015. 2019 wurde der Asteroid "(32730) Lamarr" nach ihr benannt. In Hannover (D) hat man 2019 eine Straße im Wohngebiet Kronsrode nach ihr benannt und in Babelsberg (D) 2022 einen Platz. Hedy Lamarr starb am 19. Jänner 2000 in Casselberry, Florida (USA). Ihre Asche wurde von ihren Kindern zum Teil im Wienerwald ausgebracht, ein Teil kam in ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Hedy Lamarr zu einem gängigen Vorurteil: „Wenn man ein sehr schönes Gesicht sieht, ist es atemberaubend, und man selbst wird benommen. Also projiziert man seine eigene Dummheit auf die Person, die man ansieht.“